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Indienaustausch 2014/15

Das Deutsch-Indische Klassenzimmer startete Ende 2014 zum 2. Mal durch. Unsere Schülerinnen und Schüler der 12 FOS erlebten den Austausch von Kunst , Kultur und Sprache hautnah. Gehen Sie mit uns virtuell auf eine spannende Reise im folgenden Artikel.

Deutsch-Indisches Klassenzimmer 2014/2015 –  initiiert, gefördert und unterstützt durch:

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20.11.Endlich – Abflug nach Indien

Treffpunkt ist um 10:40 am Frankfurter Flughafen. Beim Einchecken müssen wir leider feststellen, dass der Ausstellungszeitraum für das Visum von 2 Schülerinnen falsch ist. Wir brauchen schnell 2 neue Visa! Panik und Stress sind angesagt. Aber mit schnellem Taxi, indischem Fahrer und flott arbeitenden Botschaftsangestellten schaffen wir das Unglaubliche und kommen noch rechtzeitig zum Einchecken zurück!
Abflug dann gegen 14:00. Flugzeit ? ca 7 Stunden; Zeitvertreib ? Essen, trinken, Filme schauen, Musik hören, quatschen, schlafen…. Kurz vor der Landung um 1:30 in Delhi bekommen 2 aus unserer Gruppe dann mitgeteilt, dass sie sich beim Bodenpersonal melden sollen. Erneute Panik – was ist los? 2 Koffer stehen noch in Frankfurt! Also, Formalitäten regeln und dann schnell zu den wartenden indischen Lehrerinnen, ab in den Bus und auf nach Chandigarh! Die Fahrt dauert weitere 6 Stunden.

21.11.2014

Ankunft Chandigarh Busbahnhof gegen 9:30 – total übermüdet aber glücklich und aufgeregt – unsere Austausch-Schülerinnen und –schüler erwarten uns schon gespannt mit ihren Eltern. Zur Begrüßung bekommen wir Blumenketten umgehängt und ein Tika auf die Stirn gemalt. Wir schlafen erst mal ein paar Stunden, lernen unser Zuhause und unsere Familie für die nächsten 2 Wochen kennen und treffen uns dann am Abend zum indischen Buffet – lecker und vielseitig!

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22.11.

Erstes Treffen in der Vivek High School. Zum Einstimmen und Auflockern lernen wir ein paar Schritte eines indischen Tanzes. Dann proben wir für unseren Auftritt bei der „assembly“ (Schulversammlung) am 24.11. – wir wollen unser Theaterstück „Berlin Memories“ und unseren „Berlin Dance“ zeigen. Beeindruckend – die Versammlungshalle gleicht einem kleinen Theater mit richtiger Bühne. Am Nachmittag besuchen wir den „Rock Garden“, ein Gartenkunstprojekt – es ist unglaublich, was man aus Müll (Fliesen, Keramik, Porzellan, Gläser, Flaschen, Steckdosen…) alles herstellen kann. Am frühen Abend geht es dann auf einen Kunstgewerbemarkt – Kalagram Crafts Mela, auf dem wir zu ersten Einkäufen verführt werden und – unterstützt von unseren indischen Freunden – uns in der Kunst des Handelns üben – das muss definitiv noch geübt werden!

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23.11.

Sonntag und Familientag. Anas und Pawinis Geburtstag. Am Vormittag kommen die meisten Deutschen und ein paar Inder auf Anas Geburtstagsfeier. Dort gibt es leckeres Essen. Nach dem Essen machen sich alle für „Paintball“ fertig – wir haben total lustige Anzüge an und es macht so viel Spaß. Am Abend unternehmen alle was mit ihren Gastfamilien und lernen weitere Familienmitglieder kennen. Es ist ein sehr lustiger und entspannter Tag.

24.11.

Lampenfieber – „assembly“ – wir werden der ganzen Schule vorgestellt, präsentieren unser Theaterstück und den Tanz. Alles klappt super und wir bekommen jede Menge Beifall. Dann werden wir über die Workshops zum Thema „Indian Partition“ (Teilung/Vertreibung/Flucht) informiert, eingeteilt und es geht los. Die Pflichtworkshops sind – Collage, Papiermaschee, Wandmalerei und Schattenspiel. Einzeln oder in kleinen Gruppen arbeiten wir, probieren aus, sind erstaunt, kreativ, manchmal ein wenig ratlos, helfen uns gegenseitig…es ist interessant und spannend zu beobachten, was dabei so alles entsteht.
Endlich kommen auch die 2 fehlenden Koffer an! Kabir feiert seinen Geburtstag.

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25.11.

Der fünfte Tag in Chandigarh. Meine Austauschschülerin und ich müssen um 7:30 aus dem Haus und dann mit dem Schulbus weiter zur Schule. Wir versammeln uns erst mal wie üblich im „Goethezimmer“, besprechen den Tagesablauf und anschließend geht es mit den Workshops weiter.
Gegen 11 Uhr fahren wir mit dem Schulbus zur Panjab Universität, erhalten Informationen zum Unialltag und und eine kleine Einführung in eine Ausstellung zum Leben und Werk Mahatma Gandhis mit anschließender Diskussion. Außerdem schauen wir uns den Fachbereich Theater an. Wir besuchen ein Amphitheater, das zur Zeit gebaut wird und beobachten Studenten, die auf einer Wiese sitzend bzw. liegend sich gegenseitig helfen, Gesichtsmasken herzustellen. Sie legen einfach feuchtes Zeitungspapier auf ihre Gesichter und lassen es trocknen.
Danach geht’s zurück in die Schule und wir arbeiten in unseren Workshops weiter.

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26.11.

Ibadat hat Geburtstag.
Heute fahren wir an die indisch-pakistanische Grenze – Wagha Border – auf dem Weg zwischen Amritsar und Lahore. Wir sind fasziniert von der Militär- und Flaggenparade, die allabendlich stattfindet und spüren um uns herum den Patriotismus und Nationalismus, das angespannte politische Verhältnis. Wieder zurück in Amritsar besuchen wir am Abend noch einen Hindutempel und sind auch hier beeindruckt – vom Wechsel des geschäftigen Treibens in den alten, engen Gassen zur ruhigen und friedlichen Atmosphäre der Tempelanlage. Zurück im Hotel fallen wir nach dem späten Essen todmüde in unsere Betten.

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27.11.

Amritsar – spituelles Zentrum des Sikhismus. Auf dem Programm stehen eine Art Stadtrundfahrt mit dem Bus, eine Fahrt mit Pferdekarren, der Besuch des Jaliananwala Bagh (Gedenkstätte in Erinnerung an das Massaker von Amritsar 1919), und als Höhepunkt der Besuch des Goldenen Tempels – Harmandir Sahib. Unvergessliche Eindrücke.

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28.11.

Wir beginnen mit den finalen Workshops (Understanding our Partitions and Expressing them through Art) und können uns einwählen – Schattentheater, Wandgemälde, Gemälde auf Leinwand in Verbindung mit Pappmachee, Collage, Foto-story, Poetry Slam. Es ist nicht immer einfach, sich in der Gruppe zu einigen. Aber wir kommen voran, es ist und bleibt spannend.

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29.11.

Wir treffen Zeitzeugen, die die Teilung zwischen Indien und Pakistan im August 1947 als Kinder und Jugendliche hautnah miterlebt haben. Beeindruckende, schockierende und traurig stimmende Zeugnisse einer Zeit, die ihre tiefen Spuren hinterlassen hat, die – obwohl schon so lange her – die Gemüter immer noch erregt.
Wir arbeiten außerdem in den Workshops weiter – nur noch 2 Tage bis zur Abschlusspräsentation!

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30.11.

Ein Ausflug in die Berge – wir fahren mit dem Bus nach Kasauli, eine sogenannte „hill station“(auf ca 2000 m Höhe) unter britischer Kolonialherrschaft vor der Teilung Indiens gegründet. Die Busfahrt auf den schmalen (kaum breiter als der Bus und trotzdem Gegenverkehr!) und kurvenreichen Straßen ist spektakulär, streckenweise ein wenig beängstigend. Wir werden mit fantastischen Aussichten belohnt – Richtung Chandigarh und zu den schneebedeckten Gipfeln des Himalaya.

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01.12.

Unser letzter Tag an der Vivek High School und in Chandigarh. Alle haben Lampenfieber wegen der Abschlusspräsentation. Bis kurz vor Eintreffen der Gäste wird gearbeitet, vorbereitet, geschwitzt! Die nervöse Spannung steigt – und alles klappt dann natürlich hervorragend!

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2.12.14

Der heutige Tag ist mit gemischten Gefühlen verbunden, wir müssen uns von unseren Gastfamillien verabschieden, die uns so herzlich aufgenommen haben. Andererseits sind wir aber auch aufgeregt endlich Delhi zu Gesicht zu bekommen. Nach 5 Stunden ruckelnder Busfahrt sind wir endlich am Ziel. Nach einer kleinen Kaffee- und Tee-Pause besuchen wir den Handwerksmarkt „Dilli Haat“, der von kunstvoll geschnitzten Holzelefanten bis zu anschmiegsamen Stoffen alles zu bieten hat. Wir können uns mit unseren Handelkünsten beweisen und fallen abends ausgelaugt aber glücklich in unsere Hotelbetten.

03.12.

Der Tag beginnt sehr früh. Um 5:30 holt uns der Bus vor dem Hotel ab um nach Agra zu fahren. Nach ca 6 Stunden erreichen wir schließlich unser Ziel in Agra – das Taj Mahal.
Uns wird viel darüber erzählt. Großmogul Shah Jahan ließ das Mausoleum zum Gedenken an seine verstorbene Frau und große Liebe Mumtaz Mahal erbauen.
Wir sind alle von der Größe und der Schönheit tief beeindruckt, machen jede Menge Fotos und genießen das schöne Wetter. Nach der Besichtigung des Taj Mahals geht es in ein Hotel zum Mittagessen und anschließend zum Agra Fort, eine Feststungs- und Palastanlage an deren Bau Shah Jahan auch mitwirkte. Es liegt am Ufer des Yamuna-Flusses gegenüber dem Taj Mahal. Nachdem Shah Jahan 1958 von seinem Sohn Aurangzeb entmachtet worden war, verbrachte er den Rest seines Lebens als Gefangener im Fort mit Blick auf das Taj Mahal und wurde dort nach seinem Tod 1666 neben seiner Frau beigesetzt.
Wir fahren zurück nach Delhi – die 2 langen Busfahrten sind anstrengend, wir sind todmüde – aber es hat sich gelohnt! Im Hotel angekommen müssen wir dann noch unsere Koffer packen, denn der letzte Tag in Delhi liegt vor uns.

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04.12.

Eine der schwersten Aktionen heute ist es, den Koffer zu schließen – wir haben Geschenke von unseren Gastfamilien bekommen, haben selbst viele Souvenirs gekauft – für uns, unsere Familien und Freunde, wir wollen gar nicht an das Übergewicht denken! Hoffentlich fällt’s keinem auf.
Unser letztes indisches Frühstück – einerseits ist man froh bei dem Gedanken, dass es bald wieder das gewohnte Essen geben wird, andererseits macht es einem auch bewusst, dass schon bald diese unglaubliche Reise vorbei sein wird.
Auf dem Programm steht eine Bustour durch Delhi mit Guide – Qutb Minar (frühes Meisterwerk indo-islamischer Architektur), Lotus Tempel der Bahai-Religion, Parlamentsviertel mit Rajpath, Rashtrapati Bhawan (Residenz des indischen Präsidenten) und dem Kriegsdenkmal India Gate, vorbei an den zahlreichen Botschaften….und zum Schluss noch mal eine letzte Shoppingtour durch viele kleine Läden und einen Straßenmarkt um die letzten Mitbringsel zu ergattern, die letzten Rupien loszuwerden, sich das letzte Mal beim Handeln zu üben (während dein indischer Austauschschüler den brüllenden und wütenden Verkäufer einfach gekonnt ignoriert, wird man als Deutscher schon ein bisschen eingeschüchtert). Um 22:30 fahren wir dann zum Flughafen – es wird uns jetzt so richtig bewusst, wie schnell diese 2 Wochen voller neuer Erfahrungen zu Ende gegangen sind. Und die eine oder andere Träne läßt sich nicht vermeiden, Traurigkeit breitet sich aus, obwohl wir natürlich gleichzeitig froh sind wieder nach Hause zu Familie, Freunden, in den normalen Alltag zurück zu kehren.
Wir sind froh, dass wir diesen Austausch mitmachen durften, es war eine unglaubliche Erfahrung, wir haben viele neue Kontakte geknüpft, Freunde gefunden! Es bleiben die vielen interessanten und schönen Eindrücke und Erinnerungen, die zahllosen bunten Bilder!

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